Standgas an deinem Mofa optimal einstellen

Standgas an deinem Mofa optimal einstellen
In der Garage

Tipps und Schritt-für-Schritt-Anleitung

Vielleicht kommt dir diese Situation bekannt vor: Du stehst mit deinem Hobel an der Ampel und wartest auf Grün. Normalerweise sollte der Motor in diesem Moment ruhig im Standgas laufen. Stattdessen fängt er an zu stottern, verschluckt sich oder geht im schlimmsten Falle ganz aus. In vielen Fällen ist die Ursache für dieses Problem, dass das Standgas an deinem Mofa nicht optimal eingestellt ist. Wie du die richtigen Einstellungen findest und dabei am geschicktesten vorgehst, verraten wir dir in diesem Artikel.

Keine Angst vor dem ersten Versuch!

Möglicherweise hast du das Einstellen des Standgases an deinem Mofa bisher vernachlässigt, weil dir grundlegende Kenntnisse über den Aufbau des Vergasers und die Funktion der einzelnen Komponenten fehlen. Selbst erfahrene Schrauber, die virtuos mit jedem Werkzeug hantieren, haben häufig Probleme, die Funktionsabläufe des Vergasers genau zu erklären.

15 mm Bing Vergaserset Sachs 50/2, 50/3, 50/4

Auch die genaue Abstimmung des Gemischs aus Kraftstoff und Luft in den verschiedenen Lastbereichen beherrscht nicht jeder Schrauber aus dem Stehgreif. Für das nötige Fingerspitzengefühl ist einfach viel Erfahrung erforderlich, die man sich im Lauf der Zeit aneignen muss. Die Einstellung des Standgases ist zum Glück eine der einfacheren Übungen, die jedes Töfflimeitli und jeder Töfflibuebe vornehmen kann, auch ohne über viel Erfahrung zu verfügen. Auch spezielles Werkzeug musst du für diese Arbeit nicht anschaffen. Wenn du einmal verstanden hast, worauf es ankommt, ist das Ganze eine relativ einfache Angelegenheit, die nur wenig Zeit beansprucht.

Als Werkzeug für die Standgasabstimmung reicht ein Schlitzschraubenzieher

Standgas – Was ist das eigentlich?

Beim Betrieb von Verbrennungsmotoren werden üblicherweise mehrere Lastbereiche unterschieden: Bei voller Fahrt arbeitet der Motor mit Vollgas. Die Bereiche zwischen Leerlauf und Halbgas werden als Teillast-Bereich bezeichnet. Sinkt die Drehzahl unter einen bestimmten Grenzwert, steht die Kurbelwelle still. Es wird keine Kraft auf das Rad deines Töfflis übertragen, man spricht in diesem Zustand vom Leerlauf des Motors. Bei vielen Mofas liegt die optimale Leerlauf-Drehzahl im Bereich von 900 – 1.400 Umdrehungen pro Minute. Um diese Leerlauf-Drehzahl konstant zu halten, muss dem Motor nur eine kleine Menge des Gemischs aus Kraftstoff und Luft zugeführt werden.

GPO 17.5 mm PHBG AS Vergaser Handchoke (Dell'Orto Nachbau)

Der Begriff Standgas ist also ein anschauliches Bild für das, was in der Stand-Phase im Motor passiert. Im Standgasbetrieb sollte dem Motor im Idealfall nur so viel Gemisch zugeführt werden, dass das Aggregat nicht ausgeht. Blubbert er beim Warten an der Ampel gemütlich vor sich hin, ist die Standgasschraube mit hoher Wahrscheinlichkeit genau in der richtigen Position. Bekommt der Motor zu wenig Gemisch, beginnt er im Leerlauf zu stottern, oder geht sogar ganz aus. Ist das Gegenteil der Fall und dein Mofamotor wird mit zu viel Kraftstoff-Luft-Gemisch versorgt, geht das Aggregat in der Regel nicht aus, du verschwendest aber wertvolles 2-Takt-Gemisch.

Die wichtigsten Komponenten für die Vergasereinstellung

Jeder Schrauber, der schon einmal einen Vergaser auseinandergenommen hat, kennt die wesentlichen Komponenten, die bei allen Abstimmungen des Mofavergasers eine Rolle spielen. Dies sind vor allem die einzelnen Vergaser-Düsen, die Düsennadel und der Schieber.

Düsennadel Bing SRE, 85 & 17 / 18 (eine Rille)

Ausserdem verfügen die meisten Vergasermodelle über Stellschrauben, über die das Einstellen des Standgases vorgenommen werden kann. Jede der aufgezählten Komponenten hat eine wichtige Funktion und muss beim Einstellen des Vergasers berücksichtigt werden. Die grosse Hauptdüse ist für den Volllast-Betrieb zuständig. Der Teillastbereich wird mit Hilfe des Schiebers und der Düsennadel optimal eingestellt. Die Abstimmung des Leerlaufs erfolgt mit Hilfe von Nebendüse (auch Leerlaufdüse genannt), sowie der Gemisch- und Standgasschraube. Um die optimale Einstellung zu finden, musst du dein Mofa genau beobachten. Stottern ist ein Hinweis darauf, dass eine zu grosse Nebendüse eingebaut ist. Ist die Düse zu klein, macht sich dies beispielsweise durch eine schlechte Beschleunigungsleistung bemerkbar. Es hört sich dann oft so an, als würde sich dein Vergaser verschlucken.

Bing Standgasschraube zu Bing 15, 17, 18

Erforderliches Werkzeug und Messgeräte

Ist dein Töffli mit einem Drehzahlmesser ausgestattet, hast du es wesentlich leichter, die optimale Einstellung zu finden. Wenn dein Hödi nicht mit einer Drehzahlanzeige ausgerüstet ist, kannst du auf digitale Messgeräte zurückgreifen, die sich temporär anschliessen lassen. Neben dem digitalen Messer benötigst du lediglich Standardwerkzeuge wie einen Schlitzschraubendreher und eventuell Tools zur Demontage der Seitenverkleidung deines Töfflis.

Stage6 Multimeter (Drehzahlmesser etc.)

So gehst du beim Einstellen des Standgases vor:

  • 1. Bevor du dich mit dem Standgas beschäftigst, solltest du sicher sein, dass in deinem Vergaser die optimale Haupt- und Nebendüse sitzt.
  • 2. Nun bringst du den Motor auf Betriebstemperatur. Das ist wichtig, damit du die Stellung der Standgasschraube findest, bei der dein Töffli unter Betriebsbedingungen im Leerlauf wirklich sauber läuft.
  • 3. Jetzt suchst du die Standgasschraube. Sie ist meist seitlich am Vergaser zu finden. In der Regel ist die Schraube, mit der du das Gas für den Leerlauf einstellen kannst, von aussen zugänglich. Das heisst, du musst den Vergaser nicht demontieren, um das Standgas einzustellen.
Möglichst niedrig, ohne dass der Motor ausgeht, sollte das Standgas sein
  • 4. Überprüfe die Stellung der Standgasschraube. Üblicherweise sollte sie etwa 2,5 Umdrehungen herausgedreht sein. Ist das nicht der Fall, drehe sie mit Hilfe eines Schraubenziehers zunächst komplett fest.
  • 5. Das Einstellen des Standgases an deinem Mofa erfolgt in kleinen Schritten. Drehe die Schraube in Achtel-Umdrehungen heraus. Lasse den Motor eine Weile laufen, damit du beobachten und hören kannst, wie das veränderte Mischungsverhältnis die Laufeigenschaften deines Aggregates verändert.
  • 6. Höre genau hin, wie der Motor im Leerlauf klingt. Reduziere die Zufuhr von Benzin Schritt für Schritt. Geht der Motor dabei aus, ist das Standgas zu niedrig eingestellt. In diesem Fall musst du die Standgasschraube wieder etwas weiter hineindrehen.

Für die Einstellung kannst du mit folgender Faustregel rechnen: Eine Achtel Umdrehung der Schraube, bewirkt eine Veränderung der Drehzahl um etwa 100 – 200 Umdrehungen pro Minute. Mit dem Drehzahlmesser oder dem angeschlossenen Messgerät kannst du das Standgas ganz unkompliziert regulieren, der optimale Bereich liegt bei den meisten Mofas zwischen 900 – 1.400 Umdrehungen pro Minute.

Set Vergaserrevision Dell'Orto SHA Vergaser (Nachbau)

Der Motor hält das Standgas nicht? Das können die Ursachen sein

Soweit die Theorie – in der Praxis zeigt sich gelegentlich, dass nicht in jedem Fall eine falsch eingestellte Standgasschraube die Ursache für Leerlauf-Probleme ist. Wenn sich keine saubere Einstellung des Standgases erzielen lässt, musst du dich auf die Fehlersuche begeben. Gegebenenfalls musst du den Vergaser komplett neu abstimmen. In vielen Fällen ist Schmutz im Vergaser die Ursache, aber auch ein falscher Düsendurchmesser kann für die Probleme verantwortlich sein. Im schlimmsten Fall sind die Kolbenringe defekt und ein Kolbenwechsel steht an. Das ist dann zwar unerfreulich, aber es ist ein guter Grund, um an deinem Mofa zu schrauben und fast jede Reparatur bereitet ja auch Spass.

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