Die Baureihe Hercules Prima

Prima5S
MOFAGESCHICHTE

Der Liebling der Massen

Von Mitte der 1970er-Jahre an bis 2005 wurden die Prima-Töfflis gebaut. Und das nicht ohne Grund! Denn die Modelle der Serie gehören zu den meistverkauften Mofas und fanden reissenden Absatz. Warum? Einfache robuste Technik, die geradezu dazu einlädt, selbst an diesen Töfflis zu schrauben. Neben den unverwüstlichen Sachs-Motoren, die die Modelle der Serie antreiben, überzeugen die Töfflis ausserdem mit ihrer charakteristischen Optik. Wir stellen dir das Mofa etwas genauer vor.

Mofa aus gutem Hause

Die Nürnberger Mofaschmiede Hercules blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1886 wurde das Unternehmen „Velozipedfabrik Carl Marschütz & Co.“ gegründet und bereits 1887 in „Hercules“ umbenannt. Schon früh gab es eine Verbindung zu Fichtel & Sachs, die 1930 ihren ersten Motor auf den Markt brachten. Von Anfang an kaufte Hercules die unverwüstlichen Sachs-Motoren zu. 1965 stiegen die Hercules-Werke in die Mofa-Produktion ein.

Hercules 221 aus der Mitte der 60er Jahre

Diesen lukrativen Markt wollte und konnte man nicht brachliegen lassen. Mitte der 1970er-Jahre ging die Baureihe Prima an den Start, die anfänglich allerdings als M-Reihe vermarktet wurde. Das erste Modell, logischerweise M1 genannt, ist heute eine echte Rarität. Es folgten schon kurz darauf die Töfflis M2, M4 und M5. Erkennbar sind diese Ausführungen an reichlich Lametta, sprich Chromzierrat und wunderschönen Speichenrädern. Schnell wurde die M-Reihe zum Erfolg, also war der nächste Schritt nur konsequent. Auf Basis des Töfflis entstand die Moped-Baureihe Optima. 1980 benannte man dann die Mofas der M-Reihe in Hercules Prima um. Manche Quellen sprechen auch von der Einstellung der M-Reihe und der Vorstellung der Prima-Mofas. Doch im Grunde handelte es sich schlicht um eine Namensänderung.

Hercules M2

Von der Standardausführung bis zur Sportvariante – grosse Modellvielfalt

Eigentlich ist die Nomenklatur des Hercules Prima recht einfach zu durchschauen. Die Modelle Prima 1, 3, 5 und 6 verfügen über ein handgeschaltetes Zweigang-Getriebe, die Varianten Prima 2 und 4 waren als Automatik-Modell mit einer fliehkraftgesteuerten Lamellenkupplung zu bekommen.

Hercules M3 von Nils

Darüber hinaus gab es noch die sportlichen Modelle GT, GX, SX und G3. Diese waren am handgeschalteten Dreigang-Getriebe erkennbar, sowie am obenliegenden Tank und einer durchgehenden Sitzbank. Apropos Tank: Hier gibt es bei den einzelnen Modellen einen Unterschied. Der genannte obenliegende Tank war bei allen Modellen gleich, lediglich bei den Modellen Prima 2 und 3 fand sich der Kraftstoffbehälter im Rahmen integriert. Modell Nummer 2 und 3 rollten übrigens als einzige Töfflis auf Speichenrädern, alle anderen Mofas fuhren auf Druckgussrädern.

Hercules GT

Allerdings liess die Verwirrung nicht lange auf sich warten. Denn als erste Version, die die herkömmliche Prima-Baureihe ergänzte, lancierten die Franken die Variante PrimaS. Das „S“ stand schlicht für „Sicherheit“. Daher verdient diese Variante besondere Aufmerksamkeit. Angeregt wurde das Thema vom ADAC. Die bayrische Allianz machte aus dem herkömmlichen Hercules Prima ein Mofa der sichersten Art. Die serienmässige Ausstattung umfasste einige spezielle Features. Der 15-Watt-Scheinwerfer, das Cockpit und die mit Schaumstoff gepolsterte Lenker-Prallplatte waren in einer Einheit zusammengefasst. Das Cockpit beinhaltete Tachometer und Zündschloss.

Scheinwerferkopf Ø 101 mm Eierlampe universal

Dieses Mofa hatte vier Blinker, deren Birnen mit 21 Watt blinkten, also sehr gut zu sehen waren. Das Rücklicht (4 Watt) hatte ein integriertes Bremslicht (5 Watt). Zwei verstellbare Aussenspiegel sorgten für zusätzliche Sicherheit. Der Nabenkörper in den Felgen des Töfflis hatte Schaulöcher zur einfachen Bremsbelagskontrolle. Die Bremsleuchte reagierte sowohl auf die Hand-, als auch auf die Fussbremse. Alles, was nach Verzierung, Schriftzug oder sonstigem Dekor am Mofa aussah, war reflektierend. Schmutzfänger am vorderen und hinteren Schutzblech sorgten für steinschlagfreie Fahrt. Sogar am hinteren Schutzblech war ein Reflektor angebracht. Ein kleiner Werkzeugkasten war genauso serienmässig wie der Verbandkasten. Ins Auge fiel vor allem der Beinschutz, der die Sicherheit des Fahrers deutlich erhöhte. Besonders auffällig war das Töffli aufgrund seiner Farbe, denn dieses Hercules-Mofa war orange lackiert, was es beinahe leuchtend erscheinen liess.

Spiegel Chrom / schwarz universal

Super-Version und Chopper-Variante

Für Verwirrung sorgt bis heute, dass  es auch eine S-Version gibt. Damit ist nicht die eben beschriebene Reihe PrimaS gemeint. Das „S“ ist in diesem Fall die Abkürzung für „Super“. Die Ausstattung dieser Variante umfasste nämlich im Gegensatz zum Normal-Modell folgende Goodies: Einen runden Scheinwerfer mit separatem Cockpit, welches Tacho und Zündschloss beinhaltete, sowie einen verchromten Tank und Schutzbleche.

Hercules Prima 5, Baujahr 1995

Ausserdem eine Hinterradfederung, einen Rückspiegel, eine grössere Rückleuchte mit integriertem Bremslicht und eine deutlich umfangreichere Farbauswahl. Sogar mehrfarbige Lackierungen waren möglich. Unser Augenmerk sollten wir aber auf den Easy-Rider-Hobel richten, der sinnvollerweise Hobby Rider HR2 getauft wurde. Die Optik entsprach ganz dem Easy-Rider-Feeling der damaligen Zeit. Lenker nach Art eines Choppers, Sturzbügel, verchromter Scheinwerferschutz und ein nach oben gerichteter Auspuff. Der 47 cm³-Motor mit 1,5 PS und einer Zweigang-Handschaltung war für Steigungen bis 27 Prozent geeignet.

Lenker Gabelplatte 50 cm Chopper Chrom

Günstiger Preis, robuste und einfache Technik – Das Zeug zum Liebling der Massen

Hercules-Mofas, insbesondere die Baureihe Prima, lockten Dank ihres günstigen Preises die Töfflibuebe und Töfflimeitli in Scharen zu den Händlern. Aber auch die einfache und robuste Technik war nicht nur zuverlässig, sondern lud und lädt auch dazu ein, das Zweirad zu tunen. Bei der Baureihe ist überwiegend ein Sachs-Motor Typ 505 verbaut. Bei einigen Versionen kamen auch die Typen 504 und 50/3D zum Einsatz. Der 47 cm³-Motor des 505-Kraftwerkes (Bohrung x Hub: 38 x 42 Millimeter) leistete 1,5 PS bei 4.000 U/min.

Prima5S

Die Prima-Ausführung GX/GT wurde von einem Sachs 506/3BY-Motor angetrieben. Der leistete auch 1,5 PS, die schöpfte er aber aus 49 cm³. 1995 erfolgte eine weitere Zäsur, die Modelle trugen nun den Familiennamen Sachs. Kurz zuvor hatte Sachs die Mofa-Sparte der Hercules-Werke übernommen. Besonders die Modelle Prima 4 und 5 avancierten nach wie vor zu echten Verkaufsschlagern. So verwundert es nicht, dass dieses Mofa bis 2005 produziert wurde. Sie waren und sind cool, sicher, robust, preiswert – vor allem aber bieten sie gute Voraussetzungen, um sie nach eigenen Vorstellungen zu tunen.

Bild: © David87hercules, Wikipedia.de https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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