Peugeot 103 Vogue

Peugeot Vogue
MOFAGESCHICHTE

Eines der erfolgreichsten Töfflis im Porträt

An das Modell Peugeot Vogue bzw. 103 denken wahrscheinlich die wenigsten Töfflimeitli und Töfflibuebe, wenn es darum geht, die legendärsten Mofas zu küren. Hierzulande stehen der Puch-Maxi-Hobel, das Piaggio-Ciao-Töffli oder die Zündapp-Belmondo-Perle in der Publikumsgunst eindeutig höher im Kurs. Aber der französische Hersteller Peugeot Motorcycles konnte mit diesem Töffli enorme Verkaufszahlen erreichen – zu einer Zeit, in der die meisten anderen Mofahersteller die Produktion und den Verkauf bereits eingestellt hatten. Warum das Vogue-Hödi so reissenden Absatz fand und ob es eine Alternative zu den etablierten Platzhirschen Ciao, Belmondo oder Maxi darstellt, klären wir in diesem Artikel.

Mofas des traditionsreichen französischen Herstellers

Abgesehen von dem Modell 103 bzw. Vogue stammen auch zahlreiche andere Töfflis aus Peugeots vielfältiger Produktpalette. Auch in den goldenen Jahrzehnten der 1970er- und 1980er-Jahre, zur absoluten Boomzeit der Töfflis in Europa also, war der Hersteller mit seinen Modellen präsent und überaus erfolgreich. So gehören zum Beispiel das Mofamodell 101 und 102 in Frankreich bis heute zu den beliebten Klassikern aus der Modellpalette Peugeots. Der weltweit bekannte Automobil- und Zweiradhersteller wurde bereits im Jahr 1882 gegründet und fertigte zunächst Velos, stieg aber schon recht früh in den Bau von Motorrädern und den ersten Automobilen ein.

Peugeot 103 SPX von Beat

In seiner langen Geschichte stellte der Hersteller zumindest zeitweise eigentlich fast jeden Fahrzeugtyp her, vom Dampfwagen über Panzer bis hin zum Peugeot-403-Cabrio, bekannt aus der TV-Serie Colombo. Und natürlich stellten die Franzosen auch Töfflis her. Zu den erfolgreichsten gehört das Modell 101, das in der Blütezeit des Mofas von 1970 bis 1980 hergestellt wurde und das auf Frankreichs Strassen auch heute noch häufig anzutreffen ist. Nahezu ebenso beliebt war das Mofamodell 102, das von 1967 bis 1985 und somit über lange Zeit parallel mit dem 101-Hödi produziert wurde.

Peugeot 103 von Petra

Das 103-Hödi: Ein echter Klassiker, produziert bis in die jüngste Zeit

In die grossen Fussstapfen dieser erfolgreichen Mofas trat das 103- bzw. das Vogue-Mofa. Im Vergleich zu seinen Vorläufermodellen, wie etwa dem 102-Hödi, war das Peugeot-103-Töffli mit einem deutlich stärkeren Motor ausgerüstet. Auch waren die späteren Modellreihen der Vogue wesentlich komfortabler ausgestattet, was die Federung anging und hielten ansprechende Extras bereit. Hierzu gehörten zum Beispiel ein Steckschloss, das in der Drehachse der Vorderradgabel untergebracht war oder eine Wechselstromschnarre als Hupe.

 

Peugeot 103 SP 1985

Klassische Optik

Das Vogue-Töffli und das Modell 103 auseinanderzuhalten, ist nicht einfach. Die Produktion begann im Jahr 1971 unter der Bezeichnung 103 und wurde ab 1977 bis einschliesslich 2017 unter dem Namen Vogue fortgeführt. Über einen Zeitraum von 40 Jahren wurden unzählige dieser Töfflis verkauft. So viele, dass die Peugeot-Vogue-Perle als eines der erfolgreichsten und meistverkauften Mofas aller Zeiten gilt. Das Modell Vogue war als Zweirad mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h konzipiert, war aber auch als gedrosselte Version mit einer Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h erhältlich bzw. liess sich entsprechend umrüsten. Das Zweirad hatte das Erscheinungsbild eines klassischen Mofas mit tiefem Rahmeneinstieg und war als einsitziges Modell konzipiert. Das Töffli war ab Werk in verschiedenen Farben erhältlich und war in den ersten Jahren mit zahlreichen Chrom-Applikationen ausgestattet. Diese wurden bei späteren Modellen, zum Beispiel im Bereich der Schutzbleche, durch eine Lackierung ersetzt, die sich als Kontrast von der Rahmenfarbe abhob.

Peugeot Vogue 50

Motorenleistung

Die ersten Peugeot-103-Modelle brachten ungedrosselt eine maximale Leistung von 2 PS mit. Die späteren und letzten Modelle waren aber mit einer Maximalleistung von 3,3 PS deutlich stärker. In der Grundausstattung waren die Motoren fahrtluftgekühlt. Bei späteren Modellvarianten und ab dem Produktionsjahr 1985, wie etwa dem SPX und RCX, war jedoch optional eine Wasserkühlung erhältlich. Diese diente einer besseren Leistungsausbeute der stärkeren Motoren und wurde mittels einer Umwälzpumpe und einem Kühler unter dem Tank realisiert. Die Motoren mit einem Hubraum von 49 cm3 weisen in den späteren Modelljahren eine Einlasssteuerung über eine Membran auf, bei den neuesten Motoren findet man darüber hinaus 3 anstatt der üblichen 2 Einströmkanäle, wodurch eine höhere Leistung erreicht werden konnte.

Motor Peugeot 103 MVL-SP, SPX Vario komplett

Bei späteren Modellen der Reihe war der Motor zudem mit einer Abgasrückführung ausgestattet. Sie diente der Entlastung des Katalysators und stellte die Einhaltung neuerer Abgasnormen sicher. Durch die Abgasrückführung konnten Schadstoffe und Ölpartikel im Abgas sozusagen nachverbrannt werden. Die Kraftstoffaufbereitung erfolgte ursprünglich über einen 12 mm Vergaser. An späteren Töffli-Modellen wurden auch 14 mm Gurtner und Dell'Orto Vergaser eingesetzt.

Vergaser Peugeot 103 Vogue / 103 Z

Antrieb und Getriebe

Sämtliche Modellvarianten des 103 bzw. Vogue-Töfflis waren ab Werk mit einem Automatikgetriebe, dem sogenannten Variator, ausgestattet, der manuelle Schaltvorgänge unnötig machte. Es handelt sich hierbei um eine klassische Fliehkraftkupplung, die bei anderen Herstellern in der Regel als Variomatik bezeichnet wird. Das Getriebe ermöglicht eine straffe Beschleunigung, sorgt dafür, dass das Mofa gut am Gas hängt und bereitet viel Fahrspass.

Variomat original Peugeot 103 SP/SPX/MVL/VOGUE

Bereifung und weitere Ausstattungsmerkmale

Das Peugeot-Vogue-Töffli war zunächst mit 17 Zoll Speichenrädern aus verchromtem Stahl ausgestattet, die letzten Modellreihen allerdings erhielten ein Upgrade auf Leichtmetall-Felgen der Grösse 16 Zoll. Darüber hinaus waren sowohl Vorder- als auch Hinterrad mit einer Trommelbremse ausgestattet. Die Bremse hatte bei den ersten Speichenrädern einen Durchmesser von 80 mm, der später bei den Leichtmetallrädern auf 90 mm vergrössert wurde. Dabei waren die Mofa-Bremsen stets kabelbetätigt und nicht hydraulisch. Der Radstand der 103-Perle betrug 1.120 mm. Je nach Baureihe wies das Mofa ein Leergewicht von 39 bis 56 kg auf. Abhängig vom Modelljahr fasste der Tank 3,7 bis 5 Liter bei einer Reserve von jeweils 0,5 Litern.

Peugeot 103 von Timo

Das Ende des Peugeot-103-Vogue-Töfflis

Im Jahr 2017 liefen die letzten Vogue-Modelle vom Band. Nachdem der Hersteller in den vorausgegangenen Jahren immer weniger Fahrzeuge der Modellreihe 103 bzw. Vogue verkaufen konnte, entschied die Geschäftsführung, die Herstellung des Modells nach weit mehr als 40 Jahren Produktionszeit komplett einzustellen. Der Niedergang des so erfolgreichen Modells deutet sich da aber schon längere Zeit an. Bereit in den 2000er Jahre gingen die Absatzzahlen zurück, sodass im Jahr 2015 schliesslich nur noch rund 550 Mofas verkauft werden konnten. Dennoch ist und bleibt das 103-Vogue-Töffli eines der erfolgreichsten und mit am längsten produzierten Töfflis aller Zeiten.

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Bildquellen
Beitragsbild: Von Velomo - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16196653
Peugeot 103 SP 1985 (rot): Von Duke le palois — CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21262940
Peugeot Vogue 50 (schwarz): Von Velomo - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16196653

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