Aluminiumlegierungen im Fahrzeugbau

Aluminiumlegierungen im Fahrzeugbau
In der Garage

Welche Materialien kommen bei Zylinder und Zahnkranz zum Einsatz?

Sicher ist dir bei der Suche nach neuen Teilen für dein Töffli schon das ein oder andere Mal aufgefallen, dass einige hochwertige Parts bevorzugt aus Aluminiumgusslegierungen gefertigt werden. Zu diesen Teilen zählen unter anderen Zylinder oder Zylinderköpfe und auch so mancher Zahnkranz. Doch warum verwendet man Aluminium anstelle von Stahl, der doch als deutlich härter und robuster gilt? Und welche Aluminiumlegierung ist die richtige für den jeweiligen Einsatzbereich. Diesen und weiteren Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund und wollen damit ein wenig Licht ins Dunkel der Materialien im Bereich Fahrzeugbau bringen.

Was sind die positiven Eigenschaften von Aluminium?

Alu ist ein Leichtmetall und kommt daher im Fahrzeugbau unter anderem aufgrund der Gewichtsersparnis gegenüber Stahl zum Einsatz. Darüber hinaus hat es jedoch, zumindest in Verbindung mit anderen Elementen, hervorragende thermische Eigenschaften und ist korrosionsbeständig. Alu allein jedoch wäre zu weich, um zum Beispiel einen Zylinderkopf daraus zu fertigen. Daher kommen im Fahrzeugbau stattdessen Aluminiumlegierungen anstelle von reinem Aluminium zum Einsatz.

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Was versteht man unter einer Aluminiumlegierung?

Unter einer Legierung versteht man ein homogenes Stoffgemisch verschiedener Metalle. In der Regel haben Legierungen einen Hauptbestandteil, der zumeist weit über 90 Prozent des Gesamtanteils am Gemisch ausmacht. Bei Alulegierungen ist der Hauptbestandteil selbstverständlich das Alu, dem andere Metalle beigemischt werden. Diese anderen Metalle werden als Legierungszusatz bezeichnet. Abhängig davon, welche Legierungszusätze man dem Alu beimischt, können die daraus entstehenden Aluminiumlegierungen die unterschiedlichsten chemischen und physikalischen Eigenschaften aufweisen.

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Welche Legierungszusätze können für die Herstellung einer Aluminiumlegierung verwendet werden?

Es gibt 5 Elemente, die vorwiegend für die Herstellung von Aluminiumlegierungen genutzt werden. Je nach Legierungszusatz haben die Mischungen anschliessend unterschiedliche Eigenschaften. Diese Elemente sind folgende:

  • Kupfer (Cu)
  • Silicium (Si)
  • Mangan (Mn)
  • Zink (Zn)
  • Magnesium (Mg)
Von Links nach Rechts: Berylliumkupfer, Inconel, Stahl, Titan, Aluminium, Magnesium

Selbstverständlich können auch mehrere dieser Elemente in nur einer Legierung verwendet werden, um dieser mehrere wünschenswerte Eigenschaften zu verleihen. Durch Magnesium zum Beispiel wird die Korrosionsbeständigkeit des Aluminiums sowie seine Härte und Festigkeit verbessert. Silicium erhöht ebenfalls die Korrosionsbeständigkeit, senkt aber zugleich auch den Schmelzpunkt, sodass in der Regel hervorragende Aluminiumgusslegierungen entstehen. Mangan verbessert als Legierungszusatz die Beständigkeit des Aluminiums gegen hohe Temperaturen. Daher eignet es sich zum Beispiel im Fahrzeugbau für Teile, die hohen Temperaturen ausgesetzt sind, sehr gut. Nicht selten enthalten daher Aluminiumlegierungen, aus denen Zylinder und Zylinderköpfe gefertigt sind, neben Magnesium auch Mangan. In der Regel werden für diese Teile jedoch Aluminium-Magnesium-Legierungen verwendet, die zusätzlich einen geringen Teil Silicium enthalten. Kupfer hingegen wird nur selten für Aluminiumlegierungen verwendet, die im Fahrzeugbau zum Einsatz kommen soll. Grund hierfür ist, dass Kupfer die Korrosionsbeständigkeit der Legierung deutlich herabsetzt.

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Alkalimetalle als Legierungszusätze

Die sogenannten Alkalimetalle bewirken als Legierungszusätze eine grössere Härte und Festigkeit der betreffenden Legierung. Für Aluminiumlegierungen werden jedoch in der Regel keine klassischen Alkalimetalle verwendet. Stattdessen kommt Zink zum Einsatz, bei dem es sich eigentlich um ein sogenanntes Übergangsmetall handelt, dessen Eigenschaften jedoch denen von richtigen Alkalimetallen sehr ähnlich sind. Auch im Fahrzeugbau ist Zink bei einigen Anwendungen daher als Legierungszusatz durchaus gängig.

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Vorteile von Aluminium-Magnesium-Legierungen im Fahrzeugbau

Wie bereits beschrieben, wirken sich die verschiedenen Legierungszusätze unterschiedlich auf die Eigenschaften des Werksstoffes aus. Dabei sind einige Eigenschaften für den Fahrzeugbau besonders wünschenswert. So sind zum Beispiel bei einem Zylinder oder einem Zahnkranz eine hohe Festigkeit oder auch Beständigkeit gegen hohe Temperaturen ideal. Zudem sollten sich die entstehenden Legierungen gut giessen lassen, da es sich zum Beispiel bei Zylinderköpfen in der Regel um Gussteile handelt. Aufgrund dieser gewünschten Eigenschaften kommen im Fahrzeug- und Zweiradbau vorwiegend Aluminium-Magnesium-Legierungen zum Einsatz. Diese enthalten in der Regel ebenfalls Silicium, sodass eine Aluminium-Magnesium-Silicium-Legierung (AlMgSi) entsteht. Diese bietet den zusätzlichen Vorteil, dass sie zu den sogenannten aushärtbaren Aluminiumgusslegierungen zählt.

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Ein weiterer, wesentlicher Vorteil, den alle Aluminiumlegierungen aufweisen, ist ihr geringes Gewicht, beispielsweise im Vergleich zu Stahl. Dadurch kann vor allem im Mofa-Tuningbereich einiges an Gewicht eingespart werden. Zudem muss Stahl in der Regel deutlich aufwendiger behandelt werden, um auch nur annähernd vergleichbare Eigenschaften im Hinblick auf Korrosions- und Temperaturbeständigkeit aufzuweisen wie Alu. Nicht zuletzt kann Stahl zwar ebenfalls gegossen werden, jedoch ist auch dieses Verfahren aufwendiger und zudem nicht so detailgetreu wie Aluguss.

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Was ist eine aushärtbare Aluminiumlegierung?

Für Zylinder und Zylinderköpfe sowie andere Töffli-Parts werden oftmals aushärtbare Gusslegierungen mit Aluminium als Hauptbestandteil verwendet. Die Aushärtung ist eine spezielle Wärmebehandlung bei sehr hohen Temperaturen. Dies hat den wesentlichen Vorteil, dass dabei die Festigkeit des Gemischs deutlich erhöht und eine unerwünschte Verformung vermieden wird. Mithilfe von aushärtbaren Gusslegierungen lassen sich zum Beispiel komplexe Gussteile wie Zylinder unter geringem Aufwand und mit höchster Präzision herstellen und anschliessend härten, um die gewünschten Endeigenschaften zu erzielen.

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Weitere Veredelungsmöglichkeiten von Mofa-Parts aus Alu

Vielleicht ist dir, zum Beispiel in unserem Sortiment, schon einmal der Ausdruck „mit Nikasil beschichteter Aluminiumzylinder“ begegnet. Hierbei handelt es sich um besonders hochwertig veredelte Zylinder, die eine zusätzliche Beschichtung auf der Gleitfläche erhalten haben. Nikasilbeschichtete Aluminiumzylinder sind auf der Lauffläche mit einer Beschichtung versehen, die aus Nickel und Siliciumcarbid besteht. Dadurch erhält die verwendete Legierung herausragende Gleiteigenschaften, die den Verschleiss von Kolben und Ringen deutlich senken. Durch die Gleitbeschichtung halten nikasilbeschichtete Aluminiumzylinder nicht nur deutlich länger als herkömmliche Aluminiumzylinder, sie sind darüber hinaus auch optimal für High-Performance-Anwendungen im Tuning-Bereich geeignet. Grundsätzlich können Nikasilbeschichtungen auf alle gängigen Aluminiumlegierungen aufgebracht werden. Tatsächlich verwendet man sie im Fahrzeugbau jedoch vorwiegend auf den dort bevorzugten Aluminium-Magnesium-Legierungen.

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Bildquellen:
Beitragsbild (Flüssiges Metall):  © Lea @ stock.adobe.com
Diverse Metallwerkstücke, nebeneinander: By Bill Abbott - Metal samples: Cu, Ni, Fe, Ti, Al, Mg, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28099343

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