Getriebeöl für dein Mofa

Zündapp Belmondo von Werner
In der Garage

Das richtige Schmiermittel erhöht die Lebensdauer deines Getriebes

Der Ölwechsel bei deinem Mofa steht an? Ablassschraube auf, Altöl raus, neues Getriebeöl rein, Schraube wieder drauf – fertig! Ganz so leicht ist es dann in der Praxis doch nicht. Sicher, ein Ölwechsel ist kein Hexenwerk und man muss dafür auch kein Ingenieursstudium absolviert haben. Aber es gibt doch ein paar Dinge beim Ölwechsel zu beachten. Die Wahl des richtigen Öls zum Beispiel. In diesem Artikel bekommst du einige Tipps, um den passenden Schmierstoff für dein Töffli zu finden.

Das richtige Getriebeöl finden

Töfflibuebe und Töfflimeitli, die sich ans Wechseln des Öls machen, sollten zunächst in der Betriebsanleitung ihres Töfflis nachschauen, welche Sorte der Hersteller empfiehlt. Wenn du über keine Betriebsanleitung verfügst, solltest du diese Frage natürlich auch in jedem Fall klären. Auf keinen Fall solltest du das nächstbeste Öl verwenden, denn das falsche Getriebeöl kann schwere Schäden an deinem Töffli verursachen. Um zu verstehen warum das so ist, hilft es, sich die Funktionsweise des Getriebes vor Augen zu führen.

Horizontal geteiltes Motorgehäuse (Typ 250) von Zündapp.

In einem Getriebe greifen mehrere Zahnräder unterschiedlicher Grössen ineinander. Würde dabei Metall auf Metall reiben, wäre es mit der schaltenden Herrlichkeit schnell vorbei. Also benötigen diese Zahnräder ein Schmiermittel, das den sogenannten Schmierfilm zwischen den Zähnen der Zahnräder bildet. Dabei ist das Schmiermittel unterschiedlichsten Belastungen ausgesetzt. Die höchste Belastung entsteht dort, wo die Flanken der Zähne aufeinandertreffen. Aber auch hohe Temperaturen muss das Getriebeöl für dein Puch-Maxi-Töffli oder Piaggio-Ciao-Mofa aushalten, denn eine weitere Aufgabe des Öls ist das Aufnehmen und Ableiten von Hitze, hat also eine Kühlfunktion. Bei Kraftfahrzeugen unterscheidet man zwischen den Ölen für den Motor und das Getriebe. Beim Mofa ist die Besonderheit, dass das Motoröl beim Tankvorgang direkt dem Benzin beigemischt wird. Für Automatik-Modelle und handgeschaltete Töfflis gibt es jeweils spezielle Getriebeöle. Entscheidend ist immer die Viskosität des Fluids.

Malossi Getriebesatz 8.92:1 lange Übersetzung | Piaggio Ciao, SI, Bravo, Boxer

Was ist das eigentlich, die Viskosität?

Viskosität beschreibt eigentlich nur die Zähigkeit einer Flüssigkeit oder vielmehr den „Grad der inneren Reibung“ eines Fluids. Höhere Viskosität sagt aus, dass die Flüssigkeit eine höhere innere Reibung aufweist und damit dickflüssiger und zähfliessender ist. Bei einer niedrigeren Viskosität ist es genau umgekehrt. Um nun das richtige Getriebeöl für dein Puch-Maxi-Mofa oder dein Piaggio–Ciao-Töffli zu finden, ist die Klassifizierung der Viskosität entscheidend. Kraftfahrzeug-Getriebeöle werden in fünf sogenannten API-Klassifikationen spezifiziert. Diese sind in GL1 bis GL5 gegliedert. GL steht hier für „gear lubricant“, also für „Getriebeschmierstoff“. GL1 genügt den minimalsten Anforderungen, GL5 ist für besonders hohe Anforderungen gedacht. Die Viskosität des Getriebeschmierstoffes selbst wird in SAE-Klassifikationen eingeteilt. SAE ist die Abkürzung für „Society of Automotive Engineers“. Diese Gesellschaft hat bereits 1911 die verschiedenen Viskositätsklassen festgelegt, um dem Kunden die Wahl des passenden Schmierstoffes zu erleichtern.

Viskosität beschreibt die Zähigkeit von Flüssigkeiten und Gasen

Oft sind Mehrbereichsöle eine gute Wahl. Diese Ölsorte erkennt ihr daran, dass auf der Produktverpackung ein „W“ aufgedruckt ist. Vor und nach diesem Buchstaben steht eine Zahl. Ein Mehrbereichsöl ist dünnflüssig genug ist, um auch bei niedrigen Temperaturen schnell genug einen schützenden Schmierfilm zu bilden. Aber auch bei höheren Temperaturen ist es zähflüssig genug, um zu verhindern, dass der Schmierfilm reisst. Für welches Öl du dich auch entscheidest, hier lohnt es sich penibel zu sein. Die feinen Unterschiede des Öls wirken sich unmittelbar auf die Lebensdauer des Getriebes deines Töfflis aus.

Getriebeöl Malossi SGX Sport 80W-90 250 ml

Ölwechsel am Mofa vornehmen

Wenn du das richtige Schmiermittel gefunden hast, kannst du dich an den Ölwechsel machen.  Ebenso wichtig wie die Ölsorte ist das Einhalten des Wechselintervalls. In den meisten Fällen lautet die Herstellerempfehlung alle 4.000, 5.000 oder 6.000 Kilometer das Mofa-Getriebeöl zu wechseln. Es gibt aber auch Mofa-Besitzer, zum Beispiel von Oldtimer-Töfflis, die den Ölwechsel öfter, mitunter alle 2.000 Kilometer, vornehmen.

Sachs Pony 503S Junior von Bruno

Was man aber tunlichst vermeiden sollte, ist das starke Überziehen des Wechselintervalls. Ein paar Kilometer über der empfohlenen Laufleistung sind aber noch zu verschmerzen. Bevor du dich ans Werk machst, sucht du erst einmal alle Werkzeuge und benötigte Utensilien zusammen. Für den Ölwechsel brauchst du: 

  • Das richtige Töffli-Getriebeöl
  • Eine neue Ölablassschraube (je nach Zustand) und einen passenden Dichtring
  • Einen passenden Schraubenschlüssel oder Inbus
  • Einen Auffangbehälter
  • Möglicherweise eine Spritze (oder ein ähnlich sinnvolles Hilfsmittel) zum sauberen Auffüllen des Frischöls
swiing® revival M8x12 Ölablassschraube & Kupferring | Puch E50, Z50

Bevor du das Alt-Getriebeöl ablässt, reinigst du die Motor-Getriebe-Einheit vom gröbsten Schmutz, damit kein Dreck mit dem frischen Getriebesaft ins Schaltwerk gelangen kann. Dann solltest du den Motor ein paar Minuten warmlaufen lassen. Das sorgt dafür, dass das Getriebeschmiermittel dünnflüssiger wird und besser abläuft. Stell das Auffanggefäss unter und dreh die Ablassschraube heraus. Ob Piaggio oder Puch, Kreidler oder Zündapp, Hercules oder Pony: Jeder Hersteller hat ein anderes Töffli-Design, was auch unterschiedliche Bauformen der Schraube zur Folge hat. Das bedeutet, dass jede Ablassschraube bei fast jedem Hersteller an einer anderen Stelle sitzt. Um wirklich so viel Altöl wie möglich aus deinem Mofa heraus zu bekommen, musst du deinen Hobel entweder abwechselnd nach links und rechts neigen, oder vorne sowie hinten leicht anheben. Dann drehst du ganz vorsichtig die Pedale zweimal ganz durch. So bekommst du mehr von dem Altöl aus deinem Töffli.

Bei dieser Gelegenheit solltest du auch den Dichtring deiner Ablassschraube erneuern. Dann kannst du schon das neue Öl einfüllen. Bitte auch hier ganz penibel an die Vorgaben des Herstellers halten. Wenn dein Töffli über eine Ölstandschraube verfügt, dann ist es erheblich leichter, die richtige Menge nachzufüllen. Ist die richtige Ölmenge erreicht, läuft alles, was zu viel eingefüllt wird, einfach raus. Das kann zwar zu einer mittelschweren Sauerei führen, aber man kann dafür auch nichts falsch machen. Jetzt nur noch die Pedale deines Hobels ein-, zweimal vorsichtig durchdrehen, und dann den Motor starten und langsam warmlaufen lassen. Ganz einfach! Es ist wahrlich kein Hexenwerk, aber eminent wichtig.

Getriebe komplett Piaggio Mono Occ.

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Bildquellen
Beitragsbild: Zündapp Belmondo von Werner für https://www.mofainserate.ch/
Horizontal geteiltes Motorgehäuse Typ 250: Von Esper Markus - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23314957

Techniker prüft Viskosität von Öl: © kostonkilla1985 – stock.adobe.com
Sachs Pony 503S Junior von Bruno für https://www.mofainserate.ch/

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